21. Oktober 2009

Gestern Deuzösisch, heute Denglish, morgen Deunesisch?

Groß ist die Zahl pseudo-englischer Wörter, die jeden Tag (v)erbrochen
werden. Ebenso groß ist die Zahl derjenigen, die davon genervt sind
(z.B. VDS oder hier).

Liebe Genervte, nehmt einen Moment die Petersilie aus den Ohren für folgende Durchsage: Die allermeisten englischen Wörter werden wieder verschwinden, genauso wie die vielen französischen Wörter verschwunden sind. Noch vor hundert Jahren nämlich sprachen Leute mit Bildung selbstverständlich französisch. Die Alltagssprache war deshalb durchsetzt mit französischen Wörtern, so wie heute mit englischen. Konrad Duden schrieb 1880 im Vorwort zur ersten Auflage seines orthographischen Wörterbuchs:
Insbesondere bemerke ich noch, daß wir glauben, im Sinne der Regierung entschieden zu haben, wenn wir mitten in den Wörtern weder französische [...] Lettern, noch auch Accente zugelassen haben. Wie "Barriere", "Carriere", so findet man also auch "Portiere", "Lisiere" und ähnliche, ferner "Tete", "Enquete", "Manege" und "Barege" ohne Accent." (S. XIII)
Wörter wie "Lisiere" oder "Barege" sind heute aus dem Sprachgebrauch verschwunden, Konrad Duden erschienen sie aber wichtig genug, um sie in seine lediglich 27.000 Einträge umfassende Liste deutscher Wörter aufzunehmen. Weitere, heute ungeläufige französische Beispielwörter finden sich im 1880er Duden zuhauf: "Accouchement", "Accoucheur" und "accouchieren", "Bignonie", "Billetdour", "Brouillon", "brouillieren", ... usw.

An die Denglishgenervten ergeht daher folgender Tipp: Ohren zu und durch! In hundert Jahren sind die englischen Wörter fast alle weg. Dafür kommt dann wohl die Invasion der chinesischen Wörter... Aber lieber die als der billige Plunder, mit dem sie uns heute eindecken.

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