21. November 2007

Übersetzer richten weniger Schaden an

"Die Nummer an Fällen ... habe in den vergangenen Jahren bedenklich zugenommen...", zitiert Ulrike Putz heute in Spiegel Online eine Londoner Anwältin. Nein, Frau Putz ist nicht gegen das Wort "Anzahl" allergisch, sie kam bloß nicht auf den Gedanken, dass man "number" im englischen Ausdruck "the number of cases" anders als mit Nummer übersetzen kann. "Number" heißt doch Nummer, oder?

In der deutschen Synchronfassung der Simpsons-Folge "Stresserella" sagt Homer im Vorbeilaufen zu zwei Alten im Park: "Bischof auf Königin vier!", worauf ihm der eine hinterherruft: "Wir spielen Domino, du Idiot!" Im Namen des anderen Alten möchte ich dem Synchronübersetzer zurufen: "Im Schach gibt es keinen Bischof, du Idiot!" Wie kommt der überhaupt auf "Bischof"? Ganz einfach: Auf Englisch heißt der Läufer "bishop". Und "bishop" übersetzt man natürlich mit Bischof, wie denn sonst?

Auf der DVD zum Film Identität, als die Schauspielerin auf die Straße geht, um aus dem Handy-Funkloch zu entkommen, erscheint der deutsche Untertitel: "Keine Bar!" und man fragt sich: "Wieso will die sich denn jetzt besaufen?" Gemeint war: kein Strich (engl. bar) auf der Empfangsqualitätsanzeige des Handys.

Man sollte immer die positive Seite hervorheben. Daher sage ich: "Wie gut, dass diese Leute Übersetzer und nicht Piloten oder Chirurgen geworden sind!"

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