8. Juli 2007

Politiker und Modalverben

Können, dürfen, mögen, müssen, sollen und wollen -- die deutsche Sprache kennt sechs Modalverben, mit denen man Möglichkeiten, Ge- und Verbote, Erlaubnisse und Wünsche ausdrücken kann. Zum Beispiel darf und sollte ich öfter Sellerie essen, ich will aber nicht. Auch will ich morgen nicht arbeiten, ich muss aber. Ich kann dem Nachbarsjungen das Handy mit den nervigen Klingeltönen wegnehmen und in den Fluss werfen, darf aber nicht. Eigentlich ganz einfach.
In letzter Zeit häufen sich aber bei unseren Politikern die Verwechslungen der Verben können und dürfen, und zwar derart, dass können statt dürfen verwendet wird.

Vom aussichtslosen Kampf vieler Politiker mit den deutschen Modalverben zeugt beispielhaft ein Spiegel-Online-Artikel vom heutigen Tag, in dem Roland Koch zu Wort kommt:
Koch bezog sich damit auf die Überlegungen der Bundesregierung, bestimmte deutsche Schlüsselindustrien per Gesetz vor einem Verkauf an ausländische Staatsfonds zu schützen. "Die Lage ist viel bedrohlicher, als manche denken", erklärte der Christdemokrat. Die Regierungen in Moskau und Peking hätten "gigantisches Kapital". Unternehmen könnten andere Firmen kaufen. "Aber es kann nicht sein, dass zum Beispiel von uns in Deutschland privatisierte Unternehmen, beispielsweise in der Energiewirtschaft, auf einmal ausländischen Regierungen gehören."
Wenn es nicht sein kann, na dann ist ja alles in Butter! Denkt man. Aber nicht Roland K.:
Deshalb verlangte Koch einen gesetzlichen Schutz vor unerwünschten Investoren aus dem Ausland.
Roland K. will uns also vor etwas schützen, was nach seiner eigenen Aussage gar nicht passieren kann. Hat er nichts zu tun? Man darf und muss wohl annehmen, dass er sagen wollte, es dürfe nicht sein, dass privatisierte Unternehmen auf einmal ausländischen Regierungen gehören. Leider konnte er es nicht sagen.