29. Juni 2007

Sprachwandel

Zum Leidwesen der Sprachpuristen, Regelfanatiker und Besserwisser hat sich auch in den letzten Jahrzehnten die deutsche Sprache weiter verändert. Das können die Besitzstandswahrer von Regelwerken gar nicht leiden, wenn mal wieder eine ihrer mühsam auswendig gelernten Regeln obsolet wird.
Das anschaulichste Beispiel der letzten Jahre ist der Genitiv mit Apostroph, auch sächsischer Genitiv oder Deppen-Apostroph genannt.

Um etwa 1990 fing es an schick zu werden, Imbissstände und Billigläden mit Namen wie "Erika's Pommesbude" oder "Jaqueline's Kleiderkiste" zu benennen. Die Zeitschrift Titanic und viele andere ernährten in der Folgezeit eine ganze Armee von Schreibern damit, eine endlose Zahl von Artikeln zu veröffentlichen, in denen man sich über diese Mode lustig machte.

Geholfen hat es leider nicht. In der sechsten Auflage der Duden-Grammatik von 1998 heißt es (S. 243):
Gelegentlich wird das Genitiv-s zur Verdeutlichung der Grundform des Namens auch durch einen Apostroph abgesetzt:
   Andrea's Blumenecke
Die "Dummen" sind nämlich in der Mehrheit, und da Sprache eine soziale Angelegenheit ist, deren Normen von der Gemeinschaft der Sprecher ständig neu ausgehandelt werden, ist "Korrektheit" nichts anderes als eine demokratische Mehrheitsentscheidung.

Sinn und Zweck von Rechtschreib-Normen ist, dass alle sich daran halten, dass also alle gleich schreiben. Und das tun sie ja! Praktisch alle Pommesbudenbesitzer benutzen ein Genitiv-Apostroph. Die Normierer haben also gar keinen Grund, sich zu beschweren. Schlimm wäre es, wenn jeder schreibt, wie's ihm gerade passt, heute so und morgen so. Dann könnte bald keiner mehr entziffern, was der andere geschrieben hat. Das ist aber nicht der Fall. Vielmehr ist die überaus rasante Verbreitung des Genitiv-Apostrophs das beste Beispiel für eine funktionierende Sprache, mit Sprechern, die genau darauf achten, was um sie herum vorgeht. Einige fangen etwas Neues an, und innerhalb kürzester Zeit wird es von allen übernommen. Schnell ist ein neuer stabiler Zustand erreicht. Wenn sich jetzt die Nörgler nicht schleunigst anpassen, kommen sie unter die Räder, da können sie sich noch so echauffieren und mit veralteten Duden-Ausgaben wedeln.

25. Juni 2007

Bewerbung




Sehr geehrte Damen und Herren,

aus Ihrer Stellenanzeige in der Zeitschrift c't vom 25. Juni 2007 geht hervor, dass Ihre Firma neben einem Berater für IT-Sicherheit dringend einen Germanisten benötigt. Daher bewerbe ich mich hiermit als Berater Ihrer Presseabteilung. Meine jahrzehntelange Erfahrung im termingerechten Verfassen von Texten zu unterschiedlichsten Themen und Anlässen, sowie meine umfassenden Rechtschreibkenntnisse werden Ihnen sicher von großem Nutzen sein.

Mit freundlichen Grüßen,
tris